Marienkäfer

Himmlische Botschafter oder Omen für günstige Umstände?

Sie bringen Glück, heißt es, deshalb sind Marienkäfer bei den Menschen und natürlich auch bei mir so beliebt. Glück kann sicherlich jeder gebrauchen, weshalb Marienkäfer zu den willkommen geheißenen tierischen Besuchern des Gartens zählen. Zu früheren Zeiten wurde vermutet, dass es sich um himmlische Gesandte handelt. Die Order „von oben“ lautet demnach: „Die Menschen vor bösen Einflüssen bewahren!“ – Ist doch prima, tierische Beschützer an der Hand zu haben! An solcherlei Überlieferungen glaube ich ausnahmsweise sogar gerne.

Marienkäfer
Siebenpunkt-Marienkäfer auf Kartoffelpflanze

Was verspeisen Marienkäfer?

Marienkäfer sind emsige Blattlausjäger, weshalb ihnen jede Menge Wertschätzung entgegengebracht werden sollte. Nicht nur die halbrunden Käfer, auch ihre Larven stürzen sich voller Heißhunger auf Blattläuse, Milben und andere Pflanzenschädlinge. Die Favoriten sind jedoch Blattläuse. Ein Marienkäfer schafft 100 bis 150 Exemplare pro Tag, was zeigt, welch überaus wichtige Rolle ein Marienkäfer im sich selbst regulierenden Ökosystem eines Gartens ohne Gifteinsatz einnimmt. Der Siebenpunkt-Marienkäfer verspeist übrigens auch kleinere Kartoffelkäferlarven. Diesen Sommer entdeckte ich immer wieder Siebenpunkt-Marienkäfer auf meinen Kartoffelpflanzen (siehe Foto). Nun weiß ich auch warum. Heuer fanden sich tatsächlich etwas mehr Kartoffelkäfer ein, die ich normalerweise alle paar Tage samt ihrer roten Larven mit der Hand ablese, weil sie sonst die Kartoffelstöcke ratzekahl fressen. Hätte ich die Pflanzen mit Gift behandelt, wären auch die Glückskäferchen daran zugrunde gegangen.

Marienkäferlarve
Marienkäferlarve auf der Suche nach Blattläusen

Welche Marienkäferarten gibt es?

Bei uns sind etwa 70 verschiedene Marienkäferarten anzutreffen. Manche Arten erreichen eine Körperlänge von bis zu 12 mm. Der bekannteste von allen ist der Siebenpunkt-Marienkäfer mit den typischen schwarzen Punkten auf seinen roten Flügeldecken. Nachstehend noch einige weitere Marienkäferarten, die relativ häufig in unseren Gärten vorkommen:

  • Zweipunkt-Marienkäfer
  • Vierzehnpunkt-Marienkäfer (schwarz-gelbe Flügeldecken)
  • Zweiundzwanzugpunkt-Marienkäfer (schwarz-gelbe Flügendecken, bevorzugte Nahrung: Echter Mehltau)
  • Wie es vermuten lässt, entstammt der Asiatische Marienkäfer nicht unseren Gefilden. Er wurde in europäischen Treibhäusern zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Dort ausgebüxt, ist er mittlerweile in nahezu ganz Deutschland in der freien Natur vertreten.

Wie sieht ein Marienkäferleben aus?

  • Gelege: je Weibchen bis zu 400 gelbe Eier an unterschiedlichen Plätzen, an denen Blattläuse vorkommen.
  • Legezeit: April bis Mai bzw. Juni bis Juli = 2 Generationen pro Jahr
  • Dauer bis zum Schlüpfen der Larven: 5-8 Tage je nach Temperatur
  • Larvenzeit: 1-2 Monate
  • Aussehen der 7-Punkt-Marienkäferlarven: zunächst schwarz, dann grau-bläulich mit gelben und orangefarbenen Zeichnungen.
  • Dauer des Puppenstadiums: etwa eine Woche
  • Lebenserwartung eines Marienkäfers: 1 Jahr mit einer Überwinterung, bei manchen Arten 2 Überwinterungen
Marienkäfer beim Abflug
Marienkäfer beim Abflug

Wo schlafen Marienkäfer?

Der Handel bietet Insektenhäuser an, die teilweise mit sogenannten Marienkäferkammern ausgestattet sind. Es heißt, dass diese speziellen Bereiche den Marienkäfern als Rückzugsorte bei Nacht oder bei schlechtem Wetter dienen. Zum Füllen sind in den meisten Fällen Kieferzapfen oder Rindenstücke beigefügt. Eines meiner Insektenhäuser besaß auch einen solchen Bereich. Es zeigte sich aber, dass dieses „Zimmer“ den Marienkäfern in unserem Garten völlig schnuppe war. Weil sich im Marienkäferbereich meines Insektenhauses partout keine Gäste einfinden wollten, entfernte ich inzwischen die Kieferzapfen und füllte die Öffnung mit Massivholz, das mit Bohrungen für Wildbienen versehen ist.

Nun ist die Frage, wo Marienkäfer schlafen, immer noch nicht beantwortet.

In unserem Garten verstecken sich die Glückskäferchen in Gehölzen an Plätzen, an denen sie nicht nass werden, wie etwa in Kerben an der der Unterseite von Ästen. Beliebt sind auch Pflanzenteile an Stauden und 1-jährigen Blumen, die ein schützendes Dach zur Verfügung stellen, zum Beispiel Glockenblumen oder Blütenköpfe, die sich nachts schließen. Meine Beobachtungen ergaben zudem, dass sich Marienkäfer gerne unter lockere Laubhaufen zum Schlafen verkriechen. Ein derartiges „Garten-Interior“ sollte sowieso in keinem Biogarten fehlen, weil sich noch viele andere Tiere unter Laubhaufen verbergen. Die Marienkäfer suchen nicht nur Schutz vor Regen, sie müssen sich auch vor ihren Fressfeinden (Vögel, Spitzmäuse, Eidechsen, etc.) in Acht nehmen. Wie schon erwähnt, ich schreibe von meinen Erfahrungen. Es wäre natürlich äußerst interessant zu wissen, ob aufgehängte Marienkäferhäuser woanders eventuell doch angenommen werden. Dem entsprechende Infos nehme ich gerne entgegen. Oder sollte ein Marienkäferhaus statt mit Kieferzapfen besser mit Laub ausstaffiert sein? War jetzt gerade ein Gedanke, der sich mir aufdrängte.

Marienkäfer von vorne
Ein Marienkäfer von vorne

Wo halten Marienkäfer Winteruhe?

Die meisten Marienkäfer suchen sich im Herbst Gleichgesinnte, mit denen sie gemeinsam den Winter verbringen. Eine freie Fläche wird gerne als Versammlungsort genutzt. Um die Stelle zu finden, geben die zuerst eingetroffenen Tiere entsprechende Duftstoffe ab. Das herbstliche Zusammentreffen findet nicht selten auch an Hauswänden statt, weil dort die Heizungswärme über die Mauern nach außen dringt und deshalb in der Nähe ein geeigneter Überwinterungsort vermutet wird. Ein Marienkäferkörper ist so konstruiert, dass er Fett und Glykogen speichern kann, damit die Tiere im Verlauf des Winters davon zehren. Die Körperfunktionen werden bei Winterruhe auf ein Minimum herabgefahren. Eine Marienkäferrotte, die gemeinsam überwintert, besteht aus 50 Exemplaren und mehr. Geeignete Verstecke in der Natur sind Baumhöhlen oder Hohlräume unter Steinen, Moos, Laub oder Zweigen. In Siedlungsgebieten dienen etwas abgeschiedene Plätze auf Dachböden, in Scheunen oder Garagen als Ersatzasyle. Es kommt sogar recht häufig vor, dass sich Marienkäfer in Rollladenkästen verkriechen. Der Organismus eines Marienkäfers verfügt über eine Art Frostschutzmittel, das Wintertemperaturen bis zu -15° C gestattet. Bei großer Kälte rücken die Käfer einfach etwas enger zusammen. Das gemeinsame Überwintern bietet noch einen weiteren Vorteil: Sobald wieder die Sonne lockt, steht gleich ein Paarungspartner zur Verfügung.