Staatenbildende Wespen

Staatenbildende Wespen 2Im Gegensatz zu Einsiedlerwespen, die auch als Solitärwespen bezeichnet werden, leben staatenbildende Wespen nicht alleine, sondern mit Artgenossen in einem Volk. Während Einsiedlerwespen vorwiegend als Larven überwintern, aus denen im Frühjahr die flugfähigen Insekten schlüpfen, bleiben bei den staatenbildenden Wespen lediglich die Jungköniginnen im Herbst am Leben. Alle anderen Mitglieder eines Volkes gehen im Oktober oder spätestens im November ein. Die neuen Königinnen, die ein Volk im Laufe eines Sommers hervorbrachte, suchen sich vor Eintritt des Winters einen geschützten Platz und fallen dort in Kältestarre. Sobald die Temperaturen im Frühjahr wieder ansteigen, wachen sie aus ihrem winterlichen Schlaf auf und gründen ein Volk. Ein Insektenhaus kommt für staatenbildende Wespen und Bienen (Hummeln und Honigbienen) nicht infrage, denn sie erledigen die Fertigstellung ihres Heims mit Unterstützung ihrer Untertanen im Do-it-yourself-Verfahren.

Für die junge Königin gibt es zunächst viel zu tun.

Wie bei allen anderen staatenbildenden Fluginsekten, die nicht von einem Imker betreut werden, muss sich die junge Königin zunächst selbst um den Bau der ersten Waben kümmern. Wespen knabbern an Holz  und kauen es gut durch. Es entsteht ein Brei, mit dem sie das Nest errichten. Die papierähnliche Masse wird zu  einer gräulichen Behausung. Für die Fortpflanzung sorgt ein gefüllter Samenbeutel, den die Wespenkönigin mit sich trägt. Der Inhalt stammt aus der Begattung mit Drohnen aus dem vergangenen Jahr. Nach dem Schlüpfen der ersten Arbeiterinnen, erhält die Wespenkönigin Hilfe bei der Erweiterung des Nestes und der Aufzucht der Jungen. Hat sich ein Staat entwickelt, kann sich die Königin ausschließlich auf das Eierlegen konzentrieren.

Wespen: berühmt-berüchtigt

Viele Menschen brechen in Panik aus, wenn ihnen eine Wespe zu nahe kommt. Die Angst ist jedoch meist unbegründet. Werden die Tiere in Ruhe gelassen, kommt es in der Regel zu keiner ernsthaften Konfrontation. Anders sieht es aus, wenn jemand barfuß auf eine Wespe tritt oder sich versehentlich auf eine Wespe setzt. Das Insekt verteidigt Leib und Leben mit dem Stachel. Ab August können Wespen lästig werden, weil sie ihre Ernährung komplett auf kohlenhydratreiche Kost umstellen. Aufdringliche Wespen lassen sich umgehen, wenn Eisbecher oder Obstböden mit Sahne ab August im Haus verzehrt werden. Süßes sollte dann nicht mehr auf dem Balkon- oder Terrassentisch stehen. Jungtiere werden übrigens ausschließlich mit eiweissreicher Nahrung gefüttert. Weil Wespen viele Schädlinge (z. B. Blattläuse) erbeuten und ihren Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen leisten, gehören sie zu den Nützlingen im Garten.

Feldwespen benehmen sich friedfertig

Feldwespe Polistes dominales
Das Foto zeigt eine Gallische Feldwespe, auch als Haus-Feldwespe bezeichnet, mit dem wissenschaftlichen Namen Polistes dominula. Vertreter dieser Art verhalten sich für gewöhnlich nicht aggressiv.

Mit Angriffslust sind eher die Deutschen und die Gemeinen Wespen ausgestattet. Diese beiden Arten fallen im Sommer über süße Lebensmittel her. Bei Feldwespen stoßen dagegen gezuckerte Speisen auf kein Interesse.

Staatenbildende Wespen 5
Auge in Auge mit der Wespe

Erkennbar sind Feldwespen an ihrer schmaleren Körperform und der Zeichnung auf dem Rücken. Der zweite Streifen auf dem Hinterteil, von oben abgezählt, verläuft nicht durchgehend, wie auf dem obigen Bild schön ersichtlich.

Wespennest
Ein nicht mehr benutztes Nest der Feldwespe.

Wespen lassen sich auch durch die Bauweise ihres Nestes bestimmen. Die Behausung der Gallischen Feldwespe / Haus-Feldwespe besteht aus etwa 50 Zellen, maximal 150 Zellen. Dementsprechend klein bleibt das Feldwespennest (siehe Foto). Alle Waben sind frei ersichtlich. Völker der Deutschen oder Gemeinen Wespe umfassen dagegen bis zu 4.000 Individuen. Bei guten Bedingungen kann ihr Staat sogar aus bis zu 10.000 Tieren bestehen. Hängende Nester der Gemeinen und Deutschen Wespe haben eine rundliche Form mit dem Einflugloch an der tiefsten Stelle. Im Inneren liegen mehrere waagerechten Etagen übereinander. Weil es sich um Dunkelhöhlennister handelt, sind die Nester primär in abgeschirmten Bereichen (wie Rolladenkästen oder anderen Hohlräumen) anzutreffen. Die Bauten der Gemeinen Wespe werden vorzugsweise unterirdisch angelegt, deshalb ist auch gelegentlich von Erdwespen die Rede. Mäuse- und Maulwurfsbauten bieten perfekte Bedingungen. Bei Bedarf erfolgt eine entsprechende Erweiterung.

Mittlere Wespe
Dieses Foto zeigt eine Vertreterin der Mittleren Wespe. Aufgrund ihrer Größe existiert für sie auch der Name Kleine Hornisse. Diese Wespenart fühlt sich umgeben von lichten Wäldern und Gebüschen am wohlsten. Sie reagiert lediglich im direkten Nestbereich aggressiv.

 

Spucke gegen Insektenstiche

Der eigene Speichel neutralisiert Insektengifte. Deshalb gilt Spucke als bewährtes Hausmittel gegen Wespenstiche. Alternativen stellen eine aufgeschnitte Zwiebel oder eine Zitronenscheibe dar. Beides lindert Schmerz und Juckreiz. Wirklich gefährlich sind Wespenstiche für Personen mit Insektengift-Allergie.  Für Betroffene empfiehlt sich im Sommer ein Notfall-Set, das bei allen Aufenthalten im Freien in Griffweite sein sollte. Treten nach einem Wespestich Herzrasen, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, ein geschwollenes Gesicht oder großflächige Quaddeln auf der Haut auf, sollte der Notarzt gerufen werden. Stiche im Rachenbereich bergen ein Risiko, weil sie im schlimmsten Fall die Atmung behindern.