Wildbienen + Einsiedlerwespen

Wissenswertes über ein Insektenhaus, das vorrangig Wildbienen und Einsiedlerwespen beherbergt.

Meistens ist von Insektenhotels die Rede, wenn es um vom Menschen erschaffene Brut- und Aufenthaltsplätze für Insekten geht. Weil ein Hotel für gewöhnlich nur als vorübergehende Bleibe dient, finde ich persönlich den Ausdruck „Insektenhaus“ viel treffender. Schließlich sollen sich die Tiere wohlfühlen und länger bleiben als nur ein paar Tage. Wildbienen und Solitärwespen nutzen ein Insektenhaus als Kinderhort. Weil die freie Natur nur noch im geringen Maße passende Möglichkeiten zur Eiablage zur Verfügung stellt, sind die Hautflügler für jeden zusätzlichen Nistplatz dankbar.

Halme als Niströhren für Wildbienen und Einsiedlerwespen
Übereinandergeschichtete hohle Halme als Brutröhren im Insektenhaus

Normalerweise nehmen morsche Bäume die Eier von Wildbienen und Einsiedlerwespen in Ritzen und alten Wurmlöchern auf. In durchforsteten Wäldern, die wirtschaftlichen Gewinn abwerfen, sind alte Bäume eher eine Seltenheit. Insekten, die auf abgestorbene Bäume angewiesen sind, haben das Nachsehen. Für Wildbienen und Einsiedlerwespen kommen auch hohle Pflanzenstiele als Brutplätze infrage. Damit der Nachwuchs bis zum Folgejahr überlebt, müssen die dürr gewordenen Stängel bis zum Frühling stehen bleiben. Mit dem Mähen von Wiesen wird dies unterbunden.

Ein Insekten-Asyl für Wildbienen und Solitärwespen

Vor vier Jahren brachte ich bei mir im Garten die erste Brutstätten für Wildbienen und Solitärwespen an. Ich schreibe bewusst nicht von einem Insektenhaus, denn es handelte sich lediglich um ein Stück Buchenholz, das mit Löchern versehen war. Ich staunte nicht schlecht, als im Laufe des Frühjahrs alle Röhren nach und nach belegt wurden. In unserem Garten tummeln sich jede Menge Exemplare der Gehörnten Mauerbienen, erkennbar am rotbraunen Hinterteil. Diese Wildbienenart ist schon sehr zeitig im Frühjahr unterwegs. Mit ihrer etwas üppigen Leibesfülle belegt sie im Insektenhaus Löcher mit einem Durchmesser von etwa 8 mm. Durch meine Freude am Beobachten angestachelt, gibt es bei mir mittlerweile noch mehr Brutgelegenheiten und zwar unter anderem zwei „richtige“ Insektenhotels, die gleichzeitig zur Dekoration des Gartens beitragen. Die Legeröhren nutzen die geschlüpften Tieren zumeist gleich wieder als Eiablageplatz. Somit gibt eine Generation ihr Insektenhaus gleich an die nächste weiter.

Der Nutzen eines Insektenhauses für den Menschen

„Was bringt es mir persönlich, wenn ich ein Insektenhaus in meinen Grünbereich integriere?“, wird sich so mancher Gartenbesitzer fragen. Mein Vergnügen beim Verfolgen des eifrigen Treibens an den Insektendomizilen erwähnte ich bereits. Wem dieses Interesse fehlt, kann sich zumindest darüber freuen, dass die angelockten Insekten die Bestäubung der Gartenpflanzen übernehmen, eine Aufgabe, mit der die Honigbienen, auf sich alleine gestellt, völlig überfordert wären. Die Wespen beteiligen sich zudem erfolgreich an der Schädlingsbekämpfung. Die Röhren erhälten nämlich auch noch Essensvorräte für die aus den Eiern schlüpfenden Larven. Während die Wildbienen mit Nektar und Pollen anfliegen, schleifen die Wespen proteinreiche Kost in der Form von Gartenschädlingen herbei. Ich beobachtete schon sehr häufig Solitärwespen, die mit einer Blattlaus in den Fängen in einem Brutgang verschwanden. Andere Arten bevorzugen für ihren Nachwuchs Spinnen. Sind die Röhren lang genug, errichten die Hautflügler hintereinander liegende Kammern, die sie mit Mörtel aus Wasser und Lehm oder Holzmehl voneinander trennen. Mit dem gleichen Gemisch wird die volle Legeröhre am Eingang verschlossen. Unterschiedliche Arten benutzen unterschiedliches Baumaterial, deshalb sind manche Verschlüsse beigefarben, andere gräulich oder viel heller oder dunkler. Damit die Männchen im Frühjahr zuerst ins Freie gelangen, erhalten sie die vorderen Plätze.

Ein Insektenhaus einrichten

Je nach Ausstattung eines Insektenhauses ziehen unterschiedliche Bewohner ein. Für Wildbienen und Solitärwespen bedarf es lange und schmale Gänge, wie sie bei der Bohrung in ein Massivholzstück entstehen. Die Bohrmaschine darf das Holz jedoch nicht komplett durchdringen, damit ein rückwärtiger Abschluss bleibt. Das Durchmessermaß der Löcher variiert am besten von 2 bis 8 mm, passend für dünne und dickere Fluginsekten. Bei der Verwendung von Halmen sollte das hintere Ende optimalerweise mit einem Knoten oder mit einem Lehmpfropfen versehen sein. Die Länge der Röhren beträgt im günstigsten Fall 8 bis 10 cm. Weil Mauerlochsteine zumeist viereckige und viel zu große Aussparungen aufweisen, werden diese besser mit Halmen gefüllt. Ein Insektenhaus aus frischem Holz stößt nicht auf Gegenliebe, denn es entspricht nicht den alten Bäumen in der Natur. Ein Jahr später sieht die Sachlage schon anders aus, denn durch die in der Zwischenzeit erfolgte Ablagerung des Holzes steht einer Belegung der Röhrenräume nichts mehr im Wege. Stroh, Rinde oder Zapfen in Insektenhausstuben dienen Florfliegen, Marienkäfern und Ohrwürmern als trockene Bleibe. Schmetterlinge benötigen dagegen vertikale Ritzen, die sie als Nachtasyl oder bei Regenwetter belegen. Ich gehe auf separaten Seiten noch speziell auf diese Insektenarten ein. Dieser Beitrag soll vordergründig einem Insektenhaus für Single-Bienen und -Wespen gewidmet sein.

Sind die Tiere am Insektenhaus eine Gefahr für uns Menschen?

Bei Wespen und Bienen denkt so mancher sofort an den Giftstachel, mit dem die Tiere ausgerüstet sind. Bei meinen Beobachtungen in direkter Nähe am Insektenhaus wurde ich noch von keinem einzigen Tier bedroht. Die Wildbienen und Einsiedlerwespen nehmen von mir gar keine Notiz und kümmern sich ausschließlich um ihr Brutgeschäft. Was allerdings geschieht, wenn ein Tier vom Menschen attackiert wird, kann ich nicht sagen. Ich probierte es bislang nicht aus. Beschränke ich mich nur auf das Beobachten und lasse die Tiere in Ruhe, geht von meinen Insektenhäusern definitiv keine Gefahr aus. Hautflügler, die in einem Staatsgefüge leben, wie die Honigbienen und die sozialen Faltenwespen, benehmen sich anders. Sie müssen ihr Volk vor fremden Eindringlingen schützen, was zu aggressiven Verhaltensweisen führen kann. Solitärbienen und -wespen sind dagegen verträglich und setzen sich nur dann zur Wehr, wenn ihr eigenes Leben auf dem Spiel steht.

Wildbienen und Einsiedlerwespen, die ein Insektenhaus besiedeln

Welche einzeln lebenden Hautflügler letztendlich in ein Insektenhaus einziehen, hängt vom Vorkommen und den Umweltbedingungen am jeweiligen Standort ab. Während die Mauerbienen manchmal schon im März schlüpfen und bald wieder für Nachwuchs sorgen, erscheinen die Löcherbienen erst im Sommer. Somit ist vom Frühjahr bis fast zum Herbst am Insektenhaus immer was los. Lediglich in den Wintermonaten herrscht Stille. In den Brutwaben haben sich dann die meisten Larven im Insektenhaus schon mehrmals gehäutet und teilweise bereits verpuppt. Das Ausharren in der engen Niströhre hat ein Ende, sobald die Sonnenstrahlen wieder für wärmere Temperaturen und die frisch erblühten Blumen für Nahrung sorgen.

  • Mögliche Bienenarten am Insektenhaus: Pelzbienen, Scherenbienen, Maskenbienen, Löcherbienen, Mauerbienen, Holzbienen, Blattschneidebienen, Mörtelbienen, Wollbienen und andere.
Mauerbiene und Scherenbiene
Mauerbiene Lochdurchmesser 8 mm             Scherenbiene Lochdurchmesser 3-4 mm
  • Mögliche Wespenarten am Insektenhaus: Wegwespen, Grabwespen, Lehmwespen und andere.

Ausnahmen bilden die Hummeln, die eine kollektive Lebensweise bevorzugen. Für sie kommt ein Insektenhaus mit Brutröhren nicht infrage. Stattdessen bevölkern sie Hummelkästen, in denen sich die Königin im Frühjahr niederlässt, um einen Hummelstaat zu gründen.

Günstiger Platz für ein Insektenhaus

Eine Insektenpension sollte nicht auf dem Boden platziert sein. Stattdessen hat sich eine Höhe ab einem Meter Bodenkante bewährt, ausgerichtet entgegengesetzt der am häufigsten auftretenden Windrichtung. Idealerweise ist ein Insektenhaus mittels eines regenfesten Dachs vor Niederschlägen geschützt. Ein breites Vordach schützt die Brutröhren auch noch vor schräg herabfallendem Regen. Ein sonniger Platz ist für ein Insektenhaus besser geeignet als Schatten. Da die Tiere zum Trinken und zum Verschließen der Brutplätze Wasser benötigen, empfiehlt sich das Bereitstellen einer Tränke, wenn sich im Garten kein Teich befindet. Blühende Pflanzen locken sowohl Wildbienen als auch Einsiedlerwespen an, denn sie dienen ihnen als Nahrungsquelle.

Sind alle diese Voraussetzungen erfüllt, lassen sich die interessanten Tiere sicher nicht lange bitten und nehmen das Wohnungsangebot im Insektenhaus gerne an.

VIEL FREUDE BEIM BEOBACHTEN !

 

PS: Nachstehenden Wildbienen und Solitärwespen sind bereits eigene Seiten gewidmet: